Sardinien November

  

2019 wurde die „Sardegna-Legend-Rallye“ (ehemals Sardegna-Rallye-Race) umbenannt und gemeinsam mit der „Cavalcata del Sole“ veranstaltet. Vom 1.11.19 bis 3.11.19 wurden 3 Fahrtage auf der gleichen Strecke gefahren. Insgesamt waren ca. 160 Teilnehmer am Start.
Die Teilnehmer der „Sardegna-Legend-Rallye“ navigieren nur nach Roadbook und starten als erstes, die Teilnehmer der  „Cavalcata del Sole“ erhalten einen GPS-Track, dem auf dem GPS-Gerät gefolgt wird und starten danach. Tankservice, medizinische Betreuung auf der Strecke und der technische Support stehen auch den Cavalata-Teilnehmern zur Verfügung.
Fahrerlager war im 4* Hotel-Club-Anlage „Saraceno“ in Arbatax

   (http://www.hotelclubsaraceno.com/de/)

Donnerstag 31.10.19
Anreise bei sommerlichem Wetter bei 23 °C, nachmittags Einschreibung, Fahrerlager beziehen Einchecken im Hotel. Sofort fällt auf, dass neben den ital. Rallye-Teams von Beta und KTM auch viele größere ital. Gruppen / Vereine mit Betreuungsmannschaft angereist sind.
Ich hatte die ersten Tage auf Sardinien meine KTM auf eigenen Tracks schon 400km gefahren, so entschied ich mich, die frisch gewartete BMW G 450X vorzubereiten und mit dem G-Stuhl zu starten.       Beim ersten abendlichen Briefing wird ein „strammer“ Zeitplan vorgestellt :

7:00 Uhr              Frühstück
8:00 Uhr              Start
12:00 Uhr            Mittagspause auf der Strecke
17:00 Uhr            Tagesetappenende
19:00 Uhr Briefing
20:00 Uhr Abendessen
Nach dem Abendessen müssen die aktuellen Infos aus dem Briefing in den GPS-Track auf dem Laptop übertragen werden und auf das GPS-Gerät kopiert werden.
Die erste Tagesetappe von ca. 240km machte mich schon etwas „stutzig“, und ich packte sicherheitshalber den 2 Liter Reservekanister und ein paar Schokoriegel mehr in den Rucksack ……….

Freitag 1.11.19 (erster Fahrtag)
Mit Startnummer 105 starte ich direkt hinter den Rallye-Teilnehmern.
   Die Strecke war steinig, felsig schwierige Streckenteile konnten auf einer Chickenline (auch die nicht ohne …) umfahren werden.
      Nach einen „Test“ der „Hardline“ stand für mich fest  à  Chickenline ab sofort……..
Der 1. Tankstopp war an einer geöffneten Tankstelle mit Service.    Zurück im Gelände habe dann ich bei mittlerer Geschwindigkeit in einer Senke eine Ablaufrinne übersehen (ich schaute gerade aufs GPS) und habe einen harten Einschlag hinnehmen müssen. Dabei habe ich mit den Stiefeln das Kennzeichen hinten abgetreten und mit der Brust den GPS-Halter verbogen. Ohne Bodenberührung konnte ich ausrollen und mich wieder sortieren. Daß ich das Kennzeichen verloren hatte realisierte ich noch nicht …..    Nach 4Stunden und 150km war die 2. Tankzone erreicht und bisher konnte ich GPS-technisch gut mithalten, musste aber „erhöhte Grundgeschwindigkeit“ anlegen.
Neben den Servicezelten und den Betreuungsmannschaften an den Servicestellen, wirkte mein Kanister estwas verloren.
Da die Strecke sehr endurolastig war entschied ich mich statt Mittagessen einen eigenen Schokoriegel zu essen und weiter zu fahren.    Die Strecke führte fast komplett OffRoad über schmale Wegen und Singletrials in die Berge und zurück ans Meer. Die Streckenplanung war perfekt, alle Weidegitter waren offen, an wichtigen oder gefährlichen Streckenabschnitten standen Organisatoren und warnten. Das Landschaftserlebnis in den Bergen war fantastisch und am Fotopunkt am „Gipfel“ machte nicht nur ich ein Foto ….       Ich bin 7 Std 5 Min durchgefahren und habe die 235km gerade noch im Zeitlimit im Ziel geschafft und habe auch noch ein Tagesfinisher-Steak erhalten, nur ca. 50% der Starter haben im Zeitlimit das Tagesziel erreicht.
Ich bin 235km gefahren, habe 5.064 Höhenmeter zurückgelegt und bin 7 Stunden durchgefahren ‼ (2 Tankstopps, 2 Pinkelpausen, 1 Fotostopp), viiiiel mehr Enduro als Rallye‼
Bei der abendlichen Fahrerbesprechung konnte ich mein Kennzeichen wieder in Empfang nehmen, ein nachfolgender Fahrer hat es aufgelesen und im Rucksack mitgenommen – DANKE !

…. und da waren da noch die Rallye-Roadbook-Fahrer…..
Ich bin als einer der ersten GPS-Fahrer nach den Roadbookern gestartet und am 1. Tankstopp war ich plötzlich mitten im Rallyefeld. Was war passiert ?
An jeder Kreuzung standen die Roadbooker, die zu weit gefahren waren und umdrehen mussten, sie mussten händisch das Roadbook zurückkurbeln und den Trippmaster rückstellen. Ich hatte den GPS-Track und folgte dem Track. Dann hatte ich plötzlich einen Tschechen und einen Ittacker vom Gardasee am Rücklicht, denen war der Roadbookantieb kaputt gegangen…….
Dann sind immer wieder Rallyefuzzies an uns vorbeigeblasen um an der näxten Kreuzung wieder am Roadbook zu fummeln….
So war der kleine alte dicke Mann mit dem seinem alten G-Stuhl plötzlich Anführer einer Rosdbookheinigruppe …..
Da ich nicht zum Mittagessen angehalten habe waren die plötzlich weg und den Nachmittag bin ich allein meinen Speed fahren.

Samstag 2.11.19 (zweiter Fahrtag)
Ich bin auch den 2. Fahrtag unbeschadet ins Ziel gekommen, es war weiter sehr anstrengend.
Es ging heute über viiiiiile km einen Fluß-/Bachlauf in die Berge bis fast auf 1.400m. Auf den ersten km ein schottriges Flußbett,    dann wurden die Steine immer größer, bis es nur noch im 1. Gang fusselnd über kopfgroße lockere Felsen ging – ich war nahe am Kotzen ……….
In den Bergen war die Strecke wieder flüssig zu befahren und schön abwechslungsreich.       Eine Bergetappe (60km) wurde wegen Wolken und Nullsicht nicht gefahren, stattdessen ca. 15 km Straße (zum Glück).
Nach dem Mittagessen habe ich ein weitere Bergetappe (15 km) über Straße abgekürzt, denn in den Bergen ging ein Gewitter runter. Trotzdem war ich am Tagesziel 6,5 Stunden und 200km unterwegs. Am Nachmittag musste ich den Speed zurücknehmen so allmählich spüre ich die bisher 450km OffRoad …..
Der G-Stuhl war weiterhin unstoppable, ich bin heute aber mit dem letzten Tropfen Sprit ins Ziel gekommen (Verbrauch 8,5 l auf 105km).   

Sonntag 3.11.19 (dritter Fahrtag)
Aufgrund der vorabendlich/nächtlichen Unwetter    wurde der Start um 1 Stunde verschoben und den Moppettfuzzies erlaubt (wahlweise) die Quadstrecke zu fahren. Das habe ich gern angenommen und bin so in den Genuss gekommen 3 Stunden lang und 100 km lang richtig schöne flott zu fahrende Wege entlang zu driften (den Speed der Quads konnte ich nicht halten ‼️) ……    Meine Österreichischen Fahrerlagernachbarn mussten die reguläre Strecke abbrechen und umkehren, weil in den Bergen bei Regen die steinigen Auffahrten für sie nicht fahrbar waren.
Ich bin im Flachland nur 1x kurz nass geworden und die vielen Sandwege boten schönen Gripp.

Nach 590km und 3 Fahrtagen bleibt ein sehr gutes Resümee, gute Organisation, auf den Tagesetappen waren – im Feld mitfahrend – 2 „Medicos“ auf KTM unterwegs, und der liegengebliebene 2T-Spritzerfahrer dem ich helfen wollte, war vor mir im Ziel und abends war auch sein Moppett im Fahrerlager.
Die ganze Sache war aber voll durchgetaktet, 6:15 Uhr aufstehen, 7:00 Uhr Frühstück, ab 8:00 Uhr Start. Mittags auf der Strecke „Lunchbreak“ und im Ziel bis 17:00 Uhr das Tagesfinisher-Steak und der Rotwein.    Dann Moppettcheck, Tanken und um 19:00 Uhr Fahrerbesprechung, wir (4 Ösies, 2 Schweizer und ich) bekamen einen Dolmetscher ‼)
20:00 Uhr Abendessen, anschließend mit PC den Track mit den aktuellen Infos versehen und auf das GPS aufspielen.    Die Bezeichnung * Enduro-Rallye * legt den Schwerpunkt schon auf Enduro, da die Strecke nicht ausgepfeilt ist und nach Roadbook oder GPS gefahren wird, ist das der Anteil „Rallye“.Nach 590km OffRoad war es jetzt erstmal guuuuuuut mit Enduro und ich habe noch 2 Tage am Strand und im 4*-SPA-Hotel gechillt.    Dies Art des Endurofahrens (lange Strecke, Orientierung über GPS) ist meiner Vorstellung von Endurofahren sehr nahe am Ideal, es gibt keinen Bauschuttslalom, welche Tankstopps, wann gemacht werden, müssen selbst geplant werden (der Veranstalter sorgt für den Kanistertransport), Mann ist erst wieder abends am Fahrerlager und muß so fahren, dass man über den ganzen Tag kommt.

GPS-Streckenplan :    Es bleibt noch die Frage wie ich navigiert habe :    1. An der linken Lenkerseite hatte ich einen stabilen Eierfonhalter mit 12V-USB-Versorgung mit einer Streckenübersicht über die GPS-App „Trials“, da konnte ich die Entfernungen zu den Servicepunkten gut ersehen.
2. In der Mitte das Garmin GPS, auf dem die Detailansicht des Tracks angezeigt wurde, für die Detailansicht der Abbiegepunkte und die genauen km-Angaben über GPS
3. Den BMW-Tacho mit den gefahrenen km zum Abschätzen der Tankreichweite
4. An der rechten Lenkerseite einen Aufkleber mit den km-Angaben zwischen den Servicepunkten

Damit bin ich sehr gut klar gekommen.

Vor den Rallye-Teilnehmer, die nach Roadbook navigieren mußten ziehe ich meinen Hut, denn im Gelände waren die Schritte im Roadbook sehr eng zusammen, so dass der Blick sehr häufig von der Strecke auf das Roadbook wandern mußte (siehe  nachfolgenden Ausschnitt – ab km 10,26 ging es OffRoad los), und dann noch die Strecke im Auge zu behalten ist schwierig !    Hier ein Viedeoschnipsel einer Strandrunde zum 20. Geburtstag meiner KTM EXC.
https://youtu.be/XgJ7fdL3qIM