Indien-Moppett-Tour von “Jürjen”

Indien, ein Land voller Gegensätze. Eine Woche auf einer Royal Bullit Enfield in Rajasthan unterwegs.

Ende September 2014 sind meine bessere Hälfte, eine Arbeitskollegin und ich nach Bangalore in Indien geflogen. Ein Kollege von mir war seit einem Jahr zum Arbeiten dort.
Der Plan war: Wir fliegen alle von Bangalore nach Jaipur im Norden Indiens. Dort machen die Damen eine Woche Sight-Seeing mit Auto und Fahrer. Michi und ich leihen uns jeweils eine 350-ziger Enfield und machen eine Tour gen Süden und Westen in Rajasthan bis in die Thar-Wüste. Der Motorradverleih war in einer engen Seitengasse und hatte die Größe einer Fertiggarage. Inklusive Werkstatt. Eine Lektion, die man in Indien immer wieder bekommt, heißt Geduld. Um 9 Uhr verabredet, um 10 Uhr öffnet jemand nach rumtelefonieren die Garage. Dann erst mal Tee trinken. Zwei Inder bringen die beiden Bikes. Dann fängt ein Mechaniker in aller Ruhe an, bei beiden Maschinen das Öl zu wechseln und noch irgendwelche Teile anzuschrauben. Um 11:30 Uhr fahren wir endlich los.
Hinein in den indischen Großstatt-Links-Verkehr. Die Divise heißt: jeden Quadratzentimeter nutzen, um jeden Zentimeter kämpfen und natürlich ununterbrochen hupen. Wir ist immer noch rätselhaft, warum die Inder glauben dass die Ampeln durch hupen schneller grün werden.
Am nächsten Tag geht’s los. Die Route: Jaipur – Kota – Udaipur – Jodhpur – Jaisalmer – Bikaner – Jaipur. Etwa 2000 km in 6 Tagen. Streckenweise auf „Autobahnen“, meist jedoch auf kleineren Straßen.
Der Verkehr. Ständig muss man auf wirklich alles gefasst sein. Auf den Autobahnen kommen einem öfters auf der eigenen Seite Mopeds, Autos, Laster als Geisterfahrer entgegen. Warum bis zur nächsten Auffahrt in der falschen Richtung fahren wenn’s so kürzer ist? Auf allen Straßen liegen und laufen Kühe (die halten sich sowieso für unverwundbar und unsterblich), Kamele, Hunde, Schafe, Ziegen und ich weiss nicht was noch alles rum. Ein anders Kuriosum. An den Bahnübergängen stellen sich die Autofahrer bei „Schranke unten an“ ordentlich an. Aber nur die ersten 3. Irgendwann fährt jemand auf der Gegenspur nach vorne zur Schranke. Nun drängeln alle auf beiden Seiten der Schranke so weit es geht nach vorne. Alle Lücken werden mit Mopeds aufgefüllt. Nach geraumer Zeit, kann schon mal 20 Minuten dauern bis der Zug kommt, stehen auf beiden der Schranke auf 300 m Länge alle Spuren voll. Nun ist der Zug endlich vorbei und die Schranke geht hoch. Was passiert? Allen fangen an zu hupen und es geht natürlich nix mehr. Mehrfach erlebt. Es dauert mindestens eine ½ Stunde, bis sich das Knäuel aufgelöst hat.
Indien ist das Land der Kontraste. In den Orten sieht man Menschen, die nur das besitzen, was sie anhaben. In den Straßen stehen Kühe in brennenden Plastikmüll und fressen irgendwas. Auf der anderen Seite gibt es riesige, prunkvolle Paläste und riesige, 500 Jahre alte Festungen. In den Städten ein unglaubliches Gewühle. Laut und voll. Aber die Menschen sind meistens fröhlich und freundlich, obwohl sie nicht viel haben. Das gibt bei der verbreiteten Griesgrämigkeit in Deutschland zu denken. In der Thar-Wüste ist das Land endlich nicht mehr so dicht besiedelt und der Verkehr lässt auch nach. Es ist unglaublich heiss, tagsüber durchweg über 40 Grad im Schatten. Zum Glück hatte ich meinen Camelback dabei. Musste täglich öfter nachgefüllt werden. Die 6 Tage waren schnell vorbei. Die Motorräder mit ihrer 50-ziger Jahre Technik haben durchgehalten, wobei ich bei meiner die letzten 2 Tage einiges an Öl nachfüllen musste. Alles in allem war es kein Erholungsurlaub, aber super interessant.

Jürjen