Mikka´s „Free-Solo-Trialtour Piemonte 2015“

Mikka´s „Free-Solo-Trialtour Piemonte 2015“

„Almwiesenstreicheln mit 0,25 Bar“

Sonntag, 20.09.2015:

Bei strahlendem Sonnenschein zelebriere ich um 11Uhr die erste Brotzeit in Gino´s Garten. Dieses Jahr sitzen nicht Jürgen und Sigi mit am Tisch sondern Gino  und Schoßhündchen Mirtillo……derzeit bin ich der einzige Gast im La Nigritella und das soll sich diese Woche auch nicht großartig Ändern. Somit bleibt die Touri – Küche zu und ich muss mich halt mit dem Zufrieden geben was Valeria normal so Kocht.
Als ich nach der Brotzeit dann die Montesa aus dem Transporter gezogen habe ging Gino richtig ab………ich hab ja nicht viel von dem verstanden was er da so in sein Eierphone schallmeite……“Ciao Ivo…..arrivato Tedesci Mikka….domani Excursione Speziale….no Enduro……Montesa Cota…..Punta S…Amigi….sisi…Frejus….“usw.
Dann gab er mir noch die Telefonnummern seiner Kollegas, „if you have any problems…..“
Um halb eins war dann das ganze Equipment verstaut und ich startete in die bekannte Akklimatisierungsrunde in Richtung „J. Barabba“. Dieses Jahr fahre ich zuerst den ganzen Grat runter bis zum Col de l´Echelle. Das ganze wieder hoch und dann in den „i-a-d-W-l-Trail“. Bis zum  Sattel unterhalb vom „J. Barabbas“ geht´s recht geschmeidig, auch der ZickZack runter in den Höllenschlund macht mir keine Angst mehr. Beim Durchfahren der beiden Abrutschungen drehte dann meine Adrenalinpumpe wieder kurz in den Roten Bereich.

Danach geht´s relaxt runter zum „C.d.A“, hoch zum „P.d.M“ und wieder runter in die Bar Colomion zu Aldo. Nach dem Genuss eines typisch italienischen Heißgetränkes kurve ich die ganze Tour nochmals zurück und dann geht´s über „den Stein“ nach unten zum „Birra da Lago di Tegern“.
40KM / 2074HM

Montag, 21.09.2015:
Kurz nach dem Frühstück fällt eine Horde top gestylter und mit modernstem Wettkampfmaterial bewaffneter Turiner Trial-Freunde von Gino ein. „Oggi Excursione Speziale“…….ach ja, da hab´ich gestern doch richtig Gehört. Nach einem kurzen Smalltalk machen sich die Burschen im Hof warm………der erste hüpft schon wie Toni Bou auf dem Hinterradl rum………na Bravo. Gino übernimmt die Führung und wir fahren quer durch´s Holz hoch nach Chateau. Dort schließt sich uns Gino´s Skilehrerkollege Ivo an, der ab jetzt den Guide macht und auch gleich mal saggrisch den ersten Wiesenhang nimmt……ich hechle direkt hinter ihm her, im Genick die gestylten Profi´s und Gino macht die Nachhut. Ivo vermeidet strickt die vorgegebenen Pfade, wir bewegen uns irgendwo zwischen dem „701“ und dem „Sentiero Diamante“ und es geht tierisch hoch. Oben am Plateau machen wir die erste Rast und die 2-Taktfraktion tankt aus dem Rucksack. Vor dem „Lago d. D“ kreuzen wir den goldenen Weg, umfahren den Hügel rechts und kommen erst kurz vor der abgerutschten Kehre auf die Strada di Schlabbertoni. Der gelbe „Schoidegg´l“ ist inzwischen schon ganz schön ausgefranst….es hat sogar jemand ein Sicherungsseil an der Felswand gespannt. Bevor wir den 7,5 Türmigen Gipfel über die Direttissima stürmen, machen wir am „P.d.Morti“ nochmals einen Tankstopp. Am Gipfel dann bei strahlendem Sonnenschein und bester Fernsicht die obligatorische Fotosession. Die Profiliga ist zum ersten mal hier oben und bekommt vom „Tedesci Mikka“ eine Führung durch´s Fort. Runter gings dann wieder quer durch die Walachei und über einen mir neuen Stich zum „R.G.Rey“. An der Hütte erzählt mir Ivo seine Jugendsünden mit der damaligen Wirtin………eieieiiiiiiiii……………………..

Um halb vier sind wir wieder in der Homebase und Valeria hat ne kleine Stärkung für uns Vorbereitet. Um fünf bin ich dann nochmal alleine los und gleich hinterm Haus über die Wasserleitung zum “+ + +“ und weiter zum „P. d. Q. S.“ hochgetrialt, die Farben in der Abendsonne, herrlich.
84KM / 4735HM

Dienstag, 22.09.2015:
Nachdem Frühstück mit Gino ziehe ich heute wieder alleine los. Zum Aufwärmen durch den Wald in Richtung Chateau, unter der Autostrada den „Limbo“ rauf und zum „F.d.F“. Über die Direttissima hoch zum „ex F.J“, runter über die Piste und über den „Stausee-Trail“ wieder rauf  zum Einstieg zur „Free-Solo-Tour P.d.S“.

In einem Rutsch geht´s hoch bis zum „Karls Dinner a tergo“ und kurz drauf wechselt die vorderste Zahl am Höhenmesser auf die 3, es ist saukalt aber unbeschreiblich schön.

Als ich die „Eisenbahnschottersektion“ hinter mir habe, muss ich bereits im Slalom um die Schneefelder und gefrorenen Pfützen fahren. Die letzten 200 HM waren letztes Jahr mit der FR250 auch ganz lustig, aber mit dem Einspritzer-Traktor geht´s einfach nur noch lässig….auch über Schnee und Eis. Oben am Grat an einer fetten Schneewehe entlang, nochmals kurz runter und dann der finale Aufstieg auf die magischen 3333HM.

Der „Monte Bianco“ zum Greifen nah, und ganz da hinten, der „kleine Chabo“……….
ein pornöses Panorama. Den Abstieg über den Grat lasse ich bei diesen Verhältnissen lieber sein und rolle bis zur Eisenbahnschottersektion den selben Weg runter wie ich hoch gekommen bin. Kurz vor der letzjährigen „Brotzeithütte“ biege ich links ab und hopse runter, vorbei am grünen See, zu dem seltsam aussehenden „feuerroten Kasten“. Es ist tatsächlich eine „Biwak-Schachtel“, ausgestattet mit allem was man zum Überleben braucht…….da könnte man ja mal….?????

Über den „Passo d. G.“ kämpfe ich mich wieder runter ins „V.d.F.“ dann am kilometerlangen Schräghang entlang und wieder hoch in Richtung „ex F.J“…..die richtige Zeit für einen Cappo am Bahnhof, danach zurück zum Tanken ins Fahrerlager.

Zum Abschluss des heutigen Tages fahre ich nochmal hoch ins Bachbett am „C.d.R“ und schaffe es zum ersten mal bis zur zweiten Bachquerung „mit ohne Fuß“. Die folgende „Elendsgerade“ hoch ist fürchterlich zerfranst, da müssen sich ja Dramen abgespielt haben…..die Montesa zieht mit zufriedenem Brummen einfach drüber und nach insgesamt 27 Minuten lehnt die Kleine oben am Holzkreuz…….was für ein geiler Tag. Als ich zurück komme, stehen drei Mopeds in der Garage……..und schon schreit einer „Grüezi Mikka“…….der Roger aus dem Berner Oberland und seine Spezln sind mit den Sportbolzen quer durch die Schweiz / Frankreich Offroad zu Gino gefahren, eine super Idee!!!
Somit gibt´s ab heute Abend auch wieder “Menu di Terroristi“……..ist aber auch lecker.
108KM / 4939HM

Mittwoch, 23.09.2015:
Für heute ist eigentlich die „Relaxtour – hinterm Chabo“ geplant, als ich oben am „C.d.A“ ankomme…….begrüßt mich allerdings der Winter und es schneit…….. Gottseidank habe ich die „Hohen Hügel“ schon gemacht.

Touränderung zur Singletrailorgie über sämtliche Kapellen zwischen hier und Oulx. Ab Mittag wird’s dann auch wieder wärmer und man kann sich bis ca. 2600HM erfrierungsfrei Bewegen. Auf dem Rückweg rolle ich dann über den „P.d.Gardiol“, „C.d.Guiseppe“ und über die epischen Trails zwischen „R.G.Rey“ der  Autostrada und Foens zurück.

Nach dem obligatorischen Cappo starte ich nochmals in Richtung Einstieg „C.d.Frejus“. Die „Einstiegsprüfung“ durch das zerfetzte Bachbett über die Felsstufen hoch klappt recht gut. Als ich nach den ganzen engen Kehren am zweiten „Felsenloch“ ankomme, fängt es wieder an zu Schneien und das Wasser auf den Steinen beginnt zu Gefrieren…….Rückzug.
Ein paar Minuten später bin ich schon wieder am Ortseingang von Bardonecchia, die Sonne scheint und es ist gefühlte 20Grad wärmer.

Die „Cota“ zieht links hoch und ich komme auf den bis jetzt immer verschmähten Trail zum Spiegel am „P.d.M“. Der Pfad verdient den Namen „Gratwanderung“, nach jeder Stufe mache ich Pause und laufe die nächste Sektion erstmal ab.
Runter nehme ich die „Chicken-Line“ über die alte Militärstrasse.
112KM / 5287HM

Donnerstag, 24.09.2015:
………und schon ist er wieder da………der letzte Tag.
Zum Tourabschluss surfe ich nochmals über die früh Morgens noch teils gefrorenen Wege im Wald ums „R.G.Rey“ hoch zur Madona d. Cotolivier. Über Desertes und den Col Gris nach Fenils und zur „TOTAL (B) ERG“ Mopedtränke.

Von hier übers verlassene Dorf hoch zu den hübschen Antennen. Über die MTB-Singletrails dann runter nach Oulx zum Cappo. Wieder versteckt durchs Gehölz nach Savoulx und nun den „Gino-Weg“ hoch bis zum „ex F.J“.

Im „Stealth-Modus“ über die Piste obi und dann per Garmin-Lustlinienrouting zum Staumauer-Trail. Gemütlich rolle ich die reguläre Sommeiller-Piste hoch und ca. 6Km vor dem Plateau bekommt „klein Montesa“ Husten……….nixe mea Benzina! Hmmm, 1Liter hab ich noch im Rucksack, damit komme ich wohl noch zurück……Aaaaber voller Euphorie drehe ich nicht um…sondern fahre trotzdem hoch…….runter kann ich das Biest ja rollen lassen.
Bei super Fernsicht und einer schweine Kälte erreiche ich in der späten Nachmittagssonne den Fahnenhügel. Auch die Abordnung aus der Schweiz kommt kurz darauf nochmals hoch zum Abschlussfoto.

Da ich noch mehr als Ausreichend vom Tegernseer Hochgenuss im Transporter habe, lade ich die drei auf einen Umdrunk in Gino´s Fahrerlager ein.
„Isch subb´r od´r, wir helfe Dia au wenn´s Töff kein Saft mehr hat od´r……
Und schon geht´s in die allerletzte Abfahrt der Tour, aus den Kehren kurz Rausbeschleunigen und dann rooooooooollllllllen lassen.
Kurz nach Rochemolles war´s dann doch soweit, die Benzinpumpe saugte ins Leere….aber der Schwung reichte noch fast bis zum Ortsschild. Ein 570er Hustenzwerg schob mich dann noch bis zur Tanke, und nach €3,67.- war der Tank auch schon wieder voll. Glücklich, aber auch sehr Wehmütig zuckelte ich und die schwitzer Spochtruppe zurück ins Nigritella……zwei…drei Tränen trocknen im Fahrtwind.
Den Flüssigkeitsverlust gleiche ich und die lustigen Eidgenossen dann bei der Mopedpflegeparty im Hof gleich wieder aus.
153KM / 5996HM

Resümee:
Sonnig war´s…….Schön war´s, Kalt war´s……..trotzdem war´s schön, Anstrengend war´s………gerade das war schön, steinig war´s………gibt´s was schöneres?
Trotz der krassen Entschleunigung gegenüber der letzten drei Jahre mit den Spochtenduros wurden es in den viereinhalb Tagen doch wieder 497 KM, 23031 Höhenmeter und knapp 600 Bilder. Auch nach mehrmaligem Kontakt gab es weder mit der Executive, Wanderern, Jägern etc. Konflikte……..das habe ich speziell aus dem letzten Jahr noch anders in Erinnerung. So ein Trialer schaut halt einfach nur Putzig aus :-) .
Hab´s zwar schon geschrieben, aber ich schreib´s nochmal……..……..Schön war´s
……… und dieses Jahr reichte auch das „Tegernseer“ zum Besingen der Heldentaten bis zum Ende.                                                                                                                                Mikka